Innovative, neue Technologien in der Licht- und Beleuchtungstechnik eröffnen auch für die Entwicklung zahnmedizinischer Behandlungsleuchten ein riesiges Feld neuer Möglichkeiten.
Besonders die energie- und platzsparende LED-Technologie bietet hier Optionen, die vor wenigen Jahren noch undenkbar schienen.
KaVos Meister des Lichts heißt André Hackel. Er weiß nicht nur alles über die neuesten Trends und Technologien, sondern kennt auch die Möglichkeiten, die sich daraus für dentale Behandlungsleuchten und deren Praxiseinsatz ergeben.
Wir haben den KaVo Lead-Entwickler zum Thema Zukunft des Lichts und zu KaVos neuesten Innovation, der KaVo Lumina Behandlungsleuchte, befragt.
Herr Hackel, eine persönliche Frage gleich vorweg: Was fasziniert Sie besonders am Thema Licht?
AH: Das ist eine sehr vielschichtige und fast schon philosophische Frage. Licht ist eine Grundvoraussetzung für alles Leben auf der Erde – ohne Licht kein Leben.
Licht lässt uns nicht nur sehen, es bewirkt so vieles mehr: Es hat zum Beispiel Einfluss auf unsere Stimmung, es bestimmt unseren Tag-Nacht-Rhythmus und laut neuesten Studien hat es vermutlich sogar positiven Einfluss auf die Wundheilung.
Nicht umsonst wird so viel geforscht in diesem Bereich. Ich denke es ist die Summe, das Gesamtspektrum des Lichts, das mich beeindruckt und fasziniert.
Wo liegt der Ursprung Ihrer Leidenschaft für Licht?
AH: Ich habe Elektrotechnik mit Spezialisierung auf Medizintechnik studiert. Das Thema Licht kam eher zufällig durch die Arbeit an der DIAGNOcam mit ihrer Karieserkennung durch Transillumination in mein Leben. Es hat mich von der ersten Sekunde an fasziniert und lässt mich seither nicht mehr los.
In meiner beruflichen Tätigkeit bei KaVo ist „Licht“ dann zunehmend in den Fokus gerückt. Inzwischen investiere ich sehr viel Zeit in das Thema: neben der klassischen Arbeit nehme ich an internationalen Kongressen teil und engagiere mich in Normengremien.
Licht ist für die Arbeit in der Zahnarztpraxis essenziell. Aber mal ehrlich: gibt es hier tatsächlich noch etwas zu verbessern?
AH: Oh ja, das gibt es: KaVo hat zwar mit der KaVoLUX 540 LED eine der beliebtesten und technisch anspruchsvollsten Behandlungsleuchten im Portfolio, aber: selbst hier können durch technische Innovationen und Entwicklungen immer noch Dinge verbessert und Möglichkeiten weiter ausgereizt werden. Für mich gibt es grundsätzlich nichts, was man nicht noch verbessern kann. Es wird beim Thema Licht viel geforscht und daraus ergeben sich immer neue und teils spannende Erkenntnisse.
Diese dann in nutzbare Innovationen und neue Produkte umzusetzen ist eine tolle Sache! Selbst wenn es bereits gute Lösungen gibt, wird gerade bei KaVo immer darauf geachtet, dass die neuen Produkte nicht nur in allen Belangen „besser“ sind, sondern für die Anwender wie auch für Patienten einen echten, spürbaren Mehrwert bieten. Wir setzen auf Bewährtes und machen Gutes, wann immer möglich, noch besser – technologisch, optisch und ergonomisch. Das ist KaVo.
Das klingt auch für die neue KaVo Lumina sehr vielversprechend. Wie müssen wir uns den Entwicklungsprozess einer neuen Behandlungsleuchte vorstellen?
AH: Die Arbeit an der KaVo Lumina war Teamwork. Fünf weitere Kolleginnen und Kollegen aus der Entwicklung waren in das Projekt involviert: aus den Bereichen Konstruktion, Elektronik, Software, sowie Mechanische und Thermische Simulation.
Zunächst wurden verschiedene mögliche Konzeptansätze entwickelt, erste Interviews mit Zahnärzten geführt und von da an ging es Schritt für Schritt weiter bis hin zum finalen und für uns perfekten Produkt. In der frühen Entwicklungsphase habe ich viel Zeit bei Zahnärzten während der Behandlung verbracht, um herauszufinden und zu verstehen, wo mögliche Pain Points und Verbesserungspotentiale im Bereich der Beleuchtung liegen.
Was sehen die Behandelnden? Was sehen sie nicht? Wie bewegen sie sich? Und auch spezielle Fragestellungen wurden genau beobachtet: z.B. wie lange wird tatsächlich mit bzw. an lichthärtenden Kompositen gearbeitet und wie lange sollte das Aushärten des Kunststoffs optimalerweise hinausgezögert werden? Was könnten Zahnärzte mit besserer Arbeitsfeldausleuchtung sehen?
Diese Art von Praxis-Beobachtung ist sehr aufwendig. Warum genau ist das so wichtig?
AH: Ja, das stimmt. Es braucht viel Zeit und Energie, um all die genannten Fragestellungen in der Praxis zu analysieren. Aber nur so können wir unsere Produkte wirklich praxisnah verbessern. Durch gezieltes Beobachten erkenne ich relevante Details – selbst die, die Anwender häufig selbst nicht bemerken, da sie sich z.B. unbewusst schon an die Gegebenheiten angepasst haben. Als stiller Beobachter sehe ich genau, wann sich eine Behandlerin oder ein Behandler verbiegt oder besonders anstrengen muss, um eine Aktion auszuführen. Das kann an nicht idealer Arbeitsfeldbeleuchtung liegen und wiederum zu frühzeitiger Ermüdung führen.
Und in genaue diesen Details liegen dann mögliche Ansatzpunkte zur Verbesserung. Diese verfolgen wir dann so lange, bis wir ein Produkt präsentieren können, das unseren Ansprüchen genügt. Sprich im Fall der Lumina: Sowohl in Sachen Ergonomie und Lichtqualität, aber auch hinsichtlich des Beleuchtungsfelds und anderen Details ist sie vermutlich das Beste und Innovativste, das der Markt aktuell zu bieten hat.
Das bringt uns direkt zur nächsten Frage: Was sind Ihre Highlights an der neuen KaVo Lumina?
AH: Das ist eine Frage, die ich fast nicht beantworten kann. Ich kann die Lumina für mich persönlich kaum auf ein oder zwei Highlights reduzieren. Ich finde das Wichtigste ist die Kombination aller Innovationen. Dazu gehören der neue SPAlight Modus und die UX Light Technologie sowie die vielen ergonomischen Verbesserungen, die sie so einzigartig und besonders machen.
Ich würde daher eher sagen: das größte Highlight ist die User Experience. Diese hat das Lumina-Team auch von Beginn an in den Vordergrund gestellt.
Können Sie die Fragen, die Sie sich zur User Experience gestellt haben, genauer erläutern?
AH: Natürlich. Es ging z.B. sowohl um allgemeine Themen wie: Was bedeutet es grundsätzlich, täglich mit unnatürlichem Licht Präzisionsarbeiten zu verrichten? Welchen Einfluss haben das Licht und sein Spektrum auf Anwender und Patienten? Welche physischen und vielleicht auch psychischen Belastungen könnten durch neue Lösungen verringert bzw. optimiert werden? Daraus ergaben sich dann konkretere Fragenstellungen wie: Kann ein optimal ausgeleuchtetes Sichtfeld direkt oder indirekt für Arbeitserleichterung sorgen? Oder sogar auch die Qualität des Ergebnisses verbessern?
Hinter all diesen Fragen stehen sicherlich echte bzw. praktische Herausforderungen, die Sie bei der Lumina gelöst haben?
AH: Exakt. Beispielsweise ist der Leuchtenabstand zum Arbeitsbereich häufig nicht optimal – das hat meist entweder eine nicht optimale Ausleuchtung des Arbeitsfelds zur Folge oder führt zu einer unergonomischen Arbeitshaltung, um die schlechte Sicht auszugleichen.
Oder auch die eingeschränkte Kontrastschärfe im Komposit-Modus erschwert das präzise Bearbeiten des Komposits unnötig und kann zu schnellerer Ermüdung führen.
Auch die Reflektion von den Frontzähnen „blendet“ nicht nur die Zahnärztin oder den Zahnarzt, sondern führt auch oftmals dazu, dass die Leuchte schnell neu platziert wird. Blendung stresst die Augen, Umplatzierung der Leuchte die Muskulatur – beides hat eine vorzeitige Ermüdung zur Folge.
Die Ergonomie im Allgemeinen war bei der Entwicklung auch eines der wichtigsten Themen. So muss die optimale Positionierung der Leuchte maximal einfach, schnell und präzise funktionieren – und mit geringstmöglichem Kraftaufwand, damit in jeder Behandlungssituation schnellstmöglich und ergonomisch optimal gearbeitet werden kann.
Und zu Guter Letzt ist auch das „Licht“ selbst ein extrem wichtiger Punkt: Das Lichtspektrum der Leuchte muss der Qualität des natürlichen Lichtspektrums so nah wie möglich kommen und ist entscheidend dafür, welche Details die Zahnärzte sehen können.
Das sind jede Menge Einzelaspekte, die es zu beachten gilt.
Wie ist das alles machbar im Rahmen einer Produktneuentwicklung?
AH: Tatsächlich wird mir Perfektionismus nachgesagt. Aber Spaß bei Seite. Wir haben ein tolles Team bei KaVo und uns außerdem bewusst sehr viel Zeit gegeben.
Diese Zeit haben wir genutzt, um die Herausforderungen wirklich zu verstehen und um anschließend verschiedene Lösungsansätze sowie Konzepte zu prüfen, um dann final den besten Ansatz herauszuarbeiten. Und das, wie schon erläutert, immer mit konzentriertem Fokus auf der User Experience.
Durch diesen User-Experience-Ansatz im Rahmen der Entwicklung stammt auch die Bezeichnung UX Light Technologie, oder?
AH: Ja. Der UX-Ansatz ist mit entscheidend für unsere gesamte Produktentwicklungsstrategie. Wir bei KaVo entwickeln die Produkte ja nicht für uns selbst, sondern für unsere Kunden und deren Patienten. Für mich persönlich ist es die größte Freude und Anerkennung, wenn ich sehe, dass eine Zahnärztin oder ein Zahnarzt mit einem Produkt, das wir bei KaVo entwickelt haben – und in das auch meine Lebenszeit geflossen ist – nicht nur zufrieden ist, sondern wirklich Freude an der Nutzung und am Einsatz hat und dann vielleicht sogar mit einem Lächeln arbeitet. Das ist das größte Kompliment. Und ich muss ergänzen: Ich freue mich jedes Mal, wenn ich unsere neue Lumina leuchten sehe! Ich finde sie überzeugt gleich auf den ersten Blick.
Das klingt nach einem echten Entwicklungssprung – wie genau ist Ihnen das gelungen?
AH: Das ermöglicht die Kombination des innovativen Single-Optik-Systems mit dem einzigartigen Kollimator der Lumina. Die Geometrie des Leuchtfelds wurde damit noch besser an die intraoral vorherrschenden Bedingungen angepasst. Das bedeutet im Detail: die Zähne in der Mundhöhle sind nicht alle auf derselben Ebene.
Die Mundhöhle bietet vom Frontzahnbereich bis zu den Molaren verschiedene Tiefen, in denen gearbeitet werden muss. Das Licht kam bisher nicht immer in allen Tiefen in gleicher Qualität an und wurde teilweise von den Zähnen stark reflektiert, was den Behandelnden blendet – das wollten wir unbedingt verbessern. Nicht nur Blendung, auch scharfe Lichtkanten mit einem intensiven Hell-Dunkel-Wechsel ermüden die Augen. Dem wollen wir mit dem neuen, sanft auslaufenden Leuchtfeld und der UX Light Technologie der Lumina entgegenwirken.
Die Lumina hat einen breiteren Leuchtfeldbereich mit einer scharfen oberen Kante, um den Patienten nicht zu blenden. Die neue Single-Optik sorgt in dem Zusammenhang auch für mehr Freiheit in der Positionierung der Leuchte.
Neben der UX Light Technologie gibt es spannende Modi – welche sind das?
AH: Dazu gehören auf jeden Fall der neue COMPOshape Modus und das SPAlight.
Was zeichnet den COMPOshape Modus aus?
AH: Kurz und knapp: das neue Lichtspektrum. Der COMPOshape Mode bietet ein neues, eher warmweißes Licht vergleichbar mit dem Licht-Farbspektrum kurz vor einem Sonnenuntergang. Es bietet, trotz des notwendigerweise reduzierten Blauanteils, sehr gute Kontrastdarstellungen. Das bedeutet für den Anwendenden: der COMPOshape Modus schafft die optimale Balance aus ausreichend Zeit zur Bearbeitung des Komposits bei bestmöglichen Licht- und Kontrastverhältnissen für präzises Arbeiten.
Im neuen COMPOshape Modus sind Details und Strukturen des Zahnes erkennbar und selbst die Komposit-Farbe kann direkt beim Legen mit den Nachbarzähnen abgeglichen und bei Bedarf angepasst bzw. korrigiert werden. Zudem sorgt das neue naturnahe Lichtspektrum für ein entspannteres Arbeiten.
Und das SPAlight? Da macht schon der Name neugierig. Was hat es damit auf sich?
AH: Bei der Entwicklung des SPAlights haben wir uns mit Farbpsychologie beschäftigt und mit den Möglichkeiten, die sich daraus für den Alltag ergeben. Das wechselnde Farbspektrum schafft eine Lichtstimmung der Ruhe, Harmonie und Gelassenheit. Es entspannt und beruhigt und ist ein echter optischer Magnet.
Es kann im Standby-Modus aktiviert werden, bevor die Behandlung beginnt, und ist nicht nur für Angstpatienten ein tolles Feature. Das SPAlight schafft so insgesamt ein angenehmes Entspannungsambiente auf dem Behandlungsstuhl.
Bekanntlich sind aller guten Dinge Drei: Erzählen Sie uns noch etwas über den Lasermodus?
AH: Die UX Light Technologie der Lumina ermöglicht ein konstantes, quasi pulsfreies Licht bei einer Farbtemperatur in Tageslichtqualität, was einen Lasermodus obsolet macht. Im Normallichtmodus sind nun hochauflösende Aufnahmen – auch mit dem Smartphone möglich. Darüber hinaus unterstützt er die Arbeit mit dem beliebten DIAGNOdent Pen und Lasern mit Feedbacksystem.
Es klingt, als ob Sie technisch wirklich alles optimiert haben, was möglich war. Die Lumina begeistert aber auch durch ihre schlanke, attraktive Optik. Hatten Sie auch beim Design eine bestimmte Intention?
AH: Die hatten wir selbstverständlich. Design ist bei KaVo seit jeher ein wesentlicher Bestandteil jedes Produkts. Unser neuer Designansatz geht weg von mehreren Strahlern hin zu einer modernen Screen-Optik. Ziel war es, ein minimalistisches Design zu entwickeln. Wir wollten alles Überflüssige eliminieren und uns nur auf das Wesentliche konzentrieren, um so auch optisch Ruhe, Eleganz und Leichtigkeit zu vermitteln.
Ich finde eine Behandlungsleuchte ist ein zentrales und dominantes Element an jeder Behandlungseinheit. Sie ist stets präsent und wird bei jeder Behandlung benutzt. Gerade deshalb sollte schon das Design Freude machen. Bei der KaVo Lumina ist es uns meiner Meinung nach gelungen, ein elegantes zeitloses Design – das im Übrigen perfekt zur KaVo uniQa und künftigen KaVo Modellen passt – zu schaffen. Darüber hinaus überzeugt es auch ergonomisch. Ich würde daher sagen: typisch KaVo.
Und dann wäre da doch noch das besondere Griff-Design… Erzählen Sie uns mehr darüber?
AH: Das ist tatsächlich eines meiner Lieblings-Designfeatures. Die Griffe der KaVo Lumina sind in ihrer Form vom Design japanischer Messergriffe inspiriert. In Japan gibt es bei den hochwertigen Küchenmessern über zehn verschiedene Griff-Formen – und jede hat ihre ganz speziellen Vorteile.
Nachdem wir alle Griffvarianten nachgebildet und getestet haben, haben wir uns für die so genannte Kastanienform entschieden.
Ergonomisch kommt auch der neuen Sensorsteuerung eine wichtige Rolle zu. Was hat sich hier verbessert?
AH: Wir haben vor allem an der Gestensteuerung gearbeitet, damit diese noch schneller, feiner und sensibler reagiert. Aber damit stellte sich eine weitere Frage: Wie können wir dieses Ziel erreichen, ohne dass die Sensoren von außen sichtbar sind?
Das Ergebnis: Wir haben den sensoraktiven Bereich in der Mitte der Leuchte unsichtbar hinter der Optik platziert. Die Funktionalität überzeugt. Ein weiteres Ergonomie-Highlight ist die Leichtgängigkeit bei der Positionierung.
Vielen Dank für diese spannenden Insights! Zu guter Letzt möchten wir noch wissen: für wen und welche Anwendung ist die neue KaVo Lumina die erste Wahl?
AH: Meine persönliche Einschätzung ist, dass die neue Lumina Highlights für jede Zahnärztin und jeden Zahnarzt bietet. Das hängt von den individuellen Schwerpunkten und Bedürfnissen ab. Wir sind alle so unterschiedlich! Für eine Zahnärztin oder einen Zahnarzt, der viel im ästhetischen Bereich arbeitet, wird vielleicht der COMPOshape Modus das Highlight sein. Für jemand anderen wird es die ausgeklügelte Ergonomie sein oder das Lichtspektrum oder vielleicht das coole Design und das SPAlight, um den Patienten etwas Gutes zu tun…
Vielen Dank, Herr Hackel für das Interview und die interessanten Einblicke!